Home is where your Work is
New Work war lange Zeit ein Mythos, ein Schlagwort, ein Glaubensbekenntnis. Doch jetzt lässt sich New Work lokalisieren: Home-Office. Die deutsche Präsenzkultur ist aufgewirbelt. Der weltweite Lockdown sorgt für leere Bürogebäude und für die Erkenntnis, dass es auch anders geht. New Work – eben. Laut Bayerischen Forschungsinstitut für Digitale Transformation (BITD) sind 42% der Beschäftigten mit dem Home-Office zufrieden – 39% sogar sehr zufrieden.
Andere Studien gehen noch weiter und belegen: Arbeitnehmer sind im Home-Office produktiver und konzentrierter. Menschen, die von zuhause arbeiten dürfen, sind zufriedener. Heimarbeit schützt die Umwelt und sorgt für Diversität, denn Unternehmen mit flexiblen und mobilen Arbeitsmodellen steigern ihre Arbeitgeberattraktivität und schränken ihren Bewerberpool nicht ein – im Gegenteil. Dabei ist Home-Office nur ein Aspekt von New Work. Dezentralisiertes Arbeiten ist schon lange ein Trend, doch die Corona-Krise hat die tiefergehende Auseinandersetzung mit der „Neuen Arbeit“ erzwungen. Eine Entwicklung, die früher oder später gekommen wäre, lediglich beschleunigt.
Fleißig bei den Hausaufgaben
Nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sagen zwei Drittel aller Beschäftigten, dass Sie vor der Corona-Krise nie im Home-Office gearbeitet haben. Hauptgründe hierfür sind, dass Vorgesetzte die Anwesenheit ihrer Mitarbeiter schätzen. Gleichzeitig bezweifeln viele Führungskräfte die Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Home-Office. Einen Tag von zuhause arbeiten war bisher Verhandlungssache und wurde nur bei Ausnahmen gewährt. Eine „deutsche Präsenzkultur“. Insgesamt ist das deutlich weitergehende Konzept von „New Work“, als Konsequenz aus Globalisierung und Digitalisierung, in deutschen Unternehmen lange Zeit nur eine Worthülse gewesen – statt dezentraler Arbeit, innovativen Arbeitsplätzen, einem hohen Grad an Selbstständigkeit und einer gesunden Work-Life-Balance, hieß es mit Überstunden in ungeliebten Großraumbüros sichtbar zu sein. Werte wie Selbstständigkeit, Freiheit und Gemeinschaft? Fehlanzeige.
Jeder Zweite nimmt Abschied
Aber was bleibt nach dem Lockdown? Die Trendforscher bei Gartner prognostizieren, dass nach der Corona-Zeit voraussichtlich 48% der Arbeitnehmer einen Teil ihrer Arbeit von zuhause erledigen wird. Vor der Krise waren es lediglich 30%. Facebook kündigte an langfristig jeden zweiten Mitarbeiter von zuhause arbeiten zu lassen. Ähnliche Pläne hat der Online-Kurznachrichtendienst Twitter. Damit sind die Tech-Unternehmen aus den USA nicht die ersten. GitLab als eines der ersten „all-remote“-Unternehmen, mit mittlerweile über 2000 Beschäftigen, arbeitet seit der Gründung 2012 ausschließlich mit digitalen Tools. Bürogebäude? Gibt es nicht. Nicht für jedes Unternehmen eignet sich dieses Extrem. Trotzdem sollten Unternehmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rekrutieren, die in der Lage sind mit digitalen Tools umzugehen. Gleichzeitig muss die Ausstattung von Hard- und Software gewährleistet sein, um einem verstärkten Trend von Heimatarbeit begegnen zu können. Leistungsziele und Mitarbeiterbewertungen müssen auf vermehrte Heimarbeit angepasst werden.
New Leaders gesucht
Mit diesem Trend wird sich auch das Führungsverhalten ändern. Während verantwortungsvolle Unternehmen die Pandemie auch als humanitäre Krise erkannt haben, diskutierten ganze Branchen nur über die wirtschaftlichen Konsequenzen. Die Führungsaufgabe besteht darin Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Sicherheit und Sinn zu vermitteln. Klare Ziele verdrängen Orientierungslosigkeit. Anerkennung vermeidet Unzufriedenheit. In volatilen Zeiten ist es elementar eine erweiterte Rolle im Leben der Mitarbeiter einzunehmen: Dazu zählt nicht nur das finanzielle und körperliche Wohlbefinden zu sichern, sondern auch das Geistige. Teamkultur, Inklusion und Flexibilität sorgen für positive Energie, eine loyale Belegschaft und langfristige Leistungsfähigkeit. Das Zeitalter des dezentralen Arbeitens hat begonnen.
New Work braucht New Leader.